"Vür fiere Öcher Karneval,
Wat morje es dat es os doch ejal
Vür blïve Frönde ejal wat och könt
Wenn vür zesame stönt
Bes morje fröch, wör doch jelaat“
Spürst Du es? Es ist wie Musik. Es ist ein Lebensgefühl, ein Genuss. Wir Aachener*innen werden wochenlang vom Sound der 4 Amigos und vieler anderer Karnevalsklassiker, neuer Songs und Prinzenlieder durch die fünfte Jahreszeit getragen. Ich stelle mir die Frage, ob die Bezeichnung „fünfte Jahreszeit“ das ausdrückt, was es ist? Nein, gewiss nicht. Es ist Leben pur, Liebe für Tradition, fürs Feiern, fürs Lachen, für Heimat – und für „Aachen-Neulinge“ die Liebe fürs Unbekannte. Es ist die Lust, sich zu verkleiden, vielleicht auch eine andere Rolle anzunehmen. Es ist Neugierde.
Das Wichtigste dabei? Entspanntes, friedvolles, authentisches Feiern – ohne Zwänge, Ängste und Gewalt.
Katja Esser
Kochbloggerin, Autorin des Dreiländerschmeck-Kochbuchs, leidenschaftliche Öcherin und Mama. Sie weiß am besten, was man in Aachen alles unternehmen kann. Folgt ihren Tipps und lernt Aachen aus einer ganz neuen Perspektive kennen.
„Stonn op un danz“ (Querbeat)
Ich schaue mir die Aachener Veranstaltungskalender an. Die Zeit bis zu den „tatsächlichen“ Karnevalstagen ist gefüllt mit einer Menge an Veranstaltungen jeglicher Facetten. Bereits seit Anfang des Jahres konnte jedes Wochenende gefeiert werden. Sitzungen und Partys in allen Stadtteilen Aachens, für Kinder und Erwachsene. Wo, wie und mit wem feiern wir? Die Auswahl ist nicht leicht!
„Do wors verkleidt als Schneeleopard weld am danze op ding eige Aat“ (Querbeat)
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war Fettdonnerstag mehr der Tag für die Frauen. Altweiber eben. Der altertümliche traditionelle Gedanke hat sich etwas gewandelt. Ab 11:11 Uhr wird es bunt und wild. Frau und Mann, Groß und Klein feiern, tanzen, lachen. Im Straßenkarneval spüre ich den Vibe besonders dort, wo ein klasse Programm auf Bühnen zum Tanzen, und auch immer wieder Schunkeln, animiert. So kannst Du es am Burtscheider Markt erleben und eintauchen in die schöne Welt des Karnevals, traditionell angehaucht.
Lieber Party mit Discofeeling, Karnevalshits und Livemusik bis Mitternacht und dennoch traditionell verbunden? Dann empfehle ich das Zelt der Oecher Penn – der Stadtgarde von 1857 – im Katschhof, an dem an allen Karnevalstagen Programm ist.
Karnevalssamstag geht es ein wenig mehr herrschaftlich angehaucht weiter: Im Alten Kurhaus feiert der AKV den seit Jahren sehr beliebten Floressei Palast. Im pompösen Ambiente der alten Gemäuer erstrahlen die Kostüme, feiern ausgelassen phantasievoll kostümierte Menschen. Das Rahmenprogramm – wie der Auftritt des Prinzen und seines Hofstaates – wird bewusst schmal gehalten. Der Genuss der Party steht im Mittelpunkt.
„Und ich flieg flieg wie ein Flieger … heut is so ein schöner Tag“
Kleine Prinzessinnen, Mini-Krokodile, Marienkäfer an Mamas Hand und halbstarke Minions können auf dem Kinderfest des Märchenprinzen (26. Februar, also bereits vor den Karnevalstagen) im Eurogress in die bunte Konfettiwelt eintauchen.
Fettdonnerstag findet zum ersten Mal eine besondere Party für Kinder (und deren Begleitung) bis hin zum Teenageralter statt. „Let´s Fetz“ ab 11:11 Uhr im Kwartier 106, Grüner Weg 106. Auf vier Areas mit Hüpfburg, Food Bar, Black Light Teenie Dance, Café- und Candy Bar können Eltern und Kinder klasse feiern. Ein Event diesen Formats hat schon lange in Aachen gefehlt!
Lust auf ein buntes Programm aus Clowns, Zauberern, Tollitäten und Tanzgruppen? Bei Barkis Kaffeevisite, dem AKV Kinderkarneval am Karnevalssonntag, kann auch die ganze Familie ausgelassen und frei feiern. Die einen oder anderen Eltern und Großeltern waren sicher schon auf dieser Karnevalsparty, denn sie ist mit ihrem alten Namen „Kaffee, Kids und Kokolores“ die älteste Party Aachens dieser Art.
„Met ner Pappnas jeboore“ (Höhner)
Für viele sind es die beiden Highlight-Tage des Aachener Karnevals: Der Karnevalssonntag und der Rosenmontag stehen traditionell für eindrucksvolle Karnevalszüge. Sonntag startet der Kinderzug um 11:11 Uhr, durchstreift die Innenstadt. Hunderte ausgelassene und glückliche Kinder und deren Familien, Lehrer*innen, Erzieher*innen ziehen wild kostümiert durch die Straßen, singen, tanzen, werfen Süßigkeiten und allerlei kleine Aufmerksamkeiten. Ebenso strahlende Kinderaugen säumen die Wegstrecke.
Montag startet der Rosenmontagszug mit hunderten Fußgruppen, gigantisch geschmückten Wagen, Treckern, Anhängern – fast alle nach individuellen Mottos geschmückt und verkleidet – mit lauter Musik um 11:11 Uhr. Jung und Alt, historische und junge Karnevalsvereine, Musikkorps, Stadtreiter und so so viele Menschen mehr kreieren eine beeindruckende Stimmung. Gänsehaut pur. Immer wieder.
Neben dem ausgelassenen Feiern und Genießen wird aber auch der Impuls zum Nachdenken immer wieder gegeben. Denn Karneval nutzen die Protagonisten auch als Medium zum Ausdruck gesellschaftlicher und politischer Botschaften, was ich persönlich sehr schätze. Denn gerade in Momenten der Entspannung ist ein jeder sensibilisiert – auch für wichtige Botschaften!
Mit etwas Glück von Petrus strahlt an allen Tagen die Sonne dazu von oben. Ein Genuss für die Sinne!
Auf der Welle des Genießens sollten wir uns tragen lassen. Den so schönen Mix aus Klassik, Tradition und Moderne aufsaugen, friedlich feiern und diejenigen, die keine Affinität zu Karneval haben, in Ruhe ihren Rhythmus leben lassen.
„Vür blïve Frönde ejal wat och könt
Wenn vür zesame stönt“
(Die 4 Amigos)